Deutscher Preis für Patientensicherheit würdigt Vorbilder für sicherheitsbildende Initiativen
Eingereicht wurden über 40 Arbeiten mit einer großen Themenbandbreite.
Tuttlingen/Berlin. Mit dem Deutschen Preis für Patientensicherheit will das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) die Sicherheitskultur im Gesundheitswesen nachhaltig fördern. Am 16. April wurde der Preis im Rahmen der APS-Jahrestagung in Berlin zum zweiten Mal verliehen. Stifter des Preisgeldes von insgesamt 20.000 Euro sind das B. Braun-Tochterunternehmen Aesculap Akademie in Tuttlingen zusammen mit dem Versicherungsdienst Ecclesia, dem Gesundheitsunternehmen MSD Sharp & Dohme und dem medizinischen Fachverlag Thieme. Eingereicht wurden über 40 Arbeiten mit einer großen Themenbandbreite wie Arzneimitteltherapie, Bildung und Schulung sowie Fehlermelde- und Berichtswesen von Forschungsinstituten, Verbänden und Kliniken aus allen Bereichen der Gesundheitsversorgung.
Professor Hanns-Peter Knaebel, Mitglied der Jury und Vorstandsvorsitzender der Aesculap AG, ist von der Wichtigkeit des Preises überzeugt: „Die Sicherheit der Patienten ist unverzichtbar und oberstes Kriterium in der medizinischen Versorgung. Die Preisträger sind allesamt Vorbilder für sicherheitsbildende Initiativen. Auch für B. Braun und Aesculap steht der medizinische Fortschritt und damit die Verbesserung der Patientensicherheit im Fokus.“
Der mit 10.000 Euro dotierte erste Preis wurde an die Charité Berlin – Universitätsmedizin Berlin für ihr Projekt „Risikomanagement Dekubitus und Sturz“ verliehen.
Etwa 72.000 Krankenhaus-Patienten in Deutschland entwickeln jährlich nach Angaben der Charité während ihres Aufenthaltes ein Druckgeschwür, einen sogenannten Dekubitus. Dieser entsteht bei langen Liegezeiten und unzureichender Mobilisation. Ebenso stürzen vier Prozent aller Krankenhaus-Patienten, neun Prozent von ihnen erleiden dabei schwere Verletzungen. Bereits bei der Aufnahme eines Patienten wird sein individuelles Risikoprofil erfasst. Daraus werden dann maßgeschneidert Vorbeugungsstrategien erstellt, von besonders geschultem Pflegefachpersonal umgesetzt und regelmäßig kontrolliert. Damit konnte zwischen 2009 und 2013 die Umsetzung aller indizierten Vorbeugemaßnahmen auf Intensivstationen auf 95 Prozent gesteigert werden. Die Wirksamkeit der ergriffen Maßnahmen spiegelte sich dann auch positiven Ergebnissen wider: Die Inzidenz von Dekubitalgeschwüren sank von einem bereits niedrigen Ausgangswert um mehr als 10 Prozent auf unter 0,8 Prozent. Insbesondere tiefe Dekubitalgeschwüre des höchsten Grades 4 konnten erfolgreich vermieden werden. Bei der Reduktion von Stürzen erwartet das Team ähnlich gute Ergebnisse. „Die Arbeit entsprach in hohem Maße den Kriterien für die Preisvergabe, durch zukunftsweisende und praxiserprobte Maßnahmen zur Verbesserung der Patientensicherheit in allen Bereichen des Gesundheitswesens beizutragen“, so die Jury, bestehend aus Vertretern von Pflege, Ärzteschaft, Apotheken, Selbsthilfe, Forschung, Industrie und Kostenträgern.
Mit dem zweiten Preis, dotiert mit 6.000 Euro, wurde die Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden für ihr innovatives Konzept eines systematischen teamorientierten videogestützten Fehlermanagements ausgezeichnet. Damit konnte die Erkrankungshäufigkeit von Frühgeborenen dramatisch gesenkt werden, dargestellt am Beispiel der chronischen Lungenerkankung und der häufigen Augenerkrankung.
Den dritten Platz, verbunden mit insgesamt 4.000 Euro Preisgeld, teilen sich Asklepios Kliniken und simparteam®.
Die Asklepios Kliniken GmbH Hamburg zeigte bei ihrem Projekt „Asklepios CIRS-Netz – Einrichtungsübergreifendes Lernen aus Fehlern“ beispielhaft die schrittweise, mit spezieller Software unterstützte Einrichtung und vor allem die nachhaltige Umsetzung eines anonymen Fehlermelde- und Berichtssystems an allen 39 Akutkliniken des Konzerns. Dabei werden aus der begleitenden Evaluation über den Umsetzungsprozess Erkenntnisse, Fehler und korrigierende Maßnahmen beschrieben und somit für Nachahmer wichtige Informationen gegeben. „Das CIRS-Konzept setzt neue Standards, nicht nur für eine Abteilung oder Klinik, sondern für einen ganzen fortschrittlichen Klinikkonzern“, sagte Hanns-Peter Knaebel in seiner Laudatio bei der Preisverleihung.
Simparteam® ist ein Simulationstraining für geburtshilfliche Notfallteams, entwickelt von einem multi-professionellen Expertenteam unter Moderation des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen in Bayern (MDK Bayern). „Hier wird aus simulierten Fehlern gelernt, um diese künftig zu vermeiden. Dieses Projekt wird eine große Zukunft haben und eine wichtige Rolle spielen in der Fort- und Weiterbildung in der Geburtshilfe“, so der Laudator Hanns-Peter Knaebel zur Beurteilung der Jury.
Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit
Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, der Patientenorganisationen sowie aus Industrie und Wirtschaft haben sich im Aktionsbündnis Patienten-sicherheit e.V. zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland aufzubauen. Zusammen entscheiden und tragen sie die Projekte und Initiativen des Vereins. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. wurde im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden. Mehr Informationen unter www.aps-ev.de.